10 Ursachen für Mehrkosten beim Hausbau
Mehrkosten kommen immer wieder beim Hausbau vor. Das ist für viele Bauherren das Horrorzenario. Denn Mehrkosten müssen entsprechend finanziert werden. Die Bank sieht es selbstverständlich nicht gerne. Welche Ursachen das sind und was man dagegen machen kann erfährst du in dieser Folge.
1. Baupreisindex
Der Baupreisindex gehört zu den Ursachen, die man leider nicht in der Hand hat. Hier ist die Konjektur für die höheren Preise verantwortlich. Zieht die Baubranche an, so steigen die Handwerkerpreise. Je nach Projekt können die ersten Kostenberechnungen so um 2%-5% alleine durch die Konjektur steigen. In der Regel bewegen sich die Steigerungen bei 2%-3% p.a. und es ist auch wieder möglich, dass die Konjektur wieder sinkt. Im Allgemeinen hat man für diese Art der Mehrkosten keine Gegenmaßnahme. Man muss eine Steigerung annehmen und die entstehenden Mehrkosten durch den Puffer auffangen.
2. Zerstörung durch höhere Gewalt
Diesen Punkt hat man auch nicht in der Hand. Durch Sturmschäden oder unglückliche Geschehnisse kann es zu Mehrkosten kommen. So können enorme Regenwasseraufkommen dafür sorgen, dass Teile der Baustelle zerstört werden. Ein Hagelgewitter kann ebenfalls für einen großen Schaden sorgen. Unglückliche Geschehnisse könnten sein, dass eine Firma beispielsweise insolvent wird. Ist das der Fall dann wird der Bauprozess enorm verzögert. Es muss auf die Schnelle eine neue Firma gefunden werden und das ganze muss dann schnell ausgeführt werden. Eine kurzfristige schnelle Ausführung der Arbeiten bedeutet, dass die Preise entsprechend hoch sind. Gleichzeitig hat die neue Firma einen Mehraufwand, da diese erst prüfen muss, welche Arbeiten wie bereits ausgeführt wurden und der Mehraufwand muss entsprechend vergütet werden.
Eine Versicherung kann hier jedoch für Abhilfe sorgen. Der Versicherungsmarkt reagiert hier gerne und hilft den Bauherren. Man sollte jedoch bedenken, dass die oben genannten Fälle eher selten vorkommen und man sich nicht „überversichert“. Eine Bauherrenhaftpflicht ist aber doch das mindeste an Versicherungen.
3.Unentschiedenheit des Bauherren
Diesen Punkt hast du komplett in der Hand. Wenn du bzw. ihr euch nicht einig seid verzögert es den Ablauf. Je früher ihr eine Entscheidung fällt, desto besser kann man die Kostenberechnung präzisieren und in die gewünschte Richtung lenken. Die Zeit verfliegt meistens schneller als einem Recht ist und so ist es Ratsam die Entscheidungen nicht zu weit nach hinten zu schieben. Ich will nicht sagen, dass man sich für das erstbeste entscheiden sollte. Man muss auf alle Fälle die Konsequenzen der Entscheidung kennen und sich ausreichend Zeit dafür nehmen, aber bitte nicht übertreiben.
4. Meinungsänderung des Bauherren
Der Punkt hängt ein großes Stück mit dem 3. Punkt zusammen. Denn wenn man im Nachhinein seine Meinung ändert, hat es große Konsequenzen. Je später die Meinungsänderung kommt, desto größer ist der Rattenschwanz an Aufgaben der daran hängt. Hat man sich für eine Bodenheizung entschieden und ändert seine Meinung 4 Wochen vor der Ausführung, so hat es einen enormen Änderungsaufwand. Der Bodenaufbau ändert sich, es wird ein anderer Estrich von Nöten sein, die Heizung muss geändert werden, weil die Heizkörper nicht mit Niedertemperaturen funktionieren, die Firma hat Mehrkosten weil sie auf die Schnelle Heizkörper bestellen muss… Ich weiß, dass das Beispiel sehr überspitzt ist aber es verdeutlicht das Prinzip.
5. Qualitätserhöhung durch den Bauherren
Auch ein Punkt an dem du aktiv werden kannst. Man hat einen gewissen Kostenrahmen und einigt sich mit dem Architekten auf den mittleren Ausbaustandard. Die Kostenberechnung ist gemacht und vor der Ausschreibung schraubt man nochmals die Qualität nach oben indem man „nur“ nur die Fliesen eine Qualitätsstufe höher nimmt. Dann kommen noch die Armaturen im Badezimmer dazu die auch „nur“ um eine Qualitätsstufe höher ausgesucht werden. So geht das Spiel weiter und am Ende hat man satte Mehrkosten von 20.000€ bis 30.000€ die schnell zusammenkommen.
Ein oder zwei Punkte im Bauprozess mal anzupassen ist vielleicht ja noch drin. Wenn es mehr sein sollen, dann muss man das Geld an einer anderen Stelle einsparen. Deswegen ist auch gleich der nächste Punkt sehr wichtig:
6. Keine Kostenkontrolle der Gesamtkosten
Hier betrifft es sowohl dich als auch deinen Architekten. Beide müssen stetig einen Überblick über die Gesamtkosten haben. Diese können schnell aus dem Ruder laufen, wenn man nicht nachverfolgen kann an welchen Stellen man teurer wird als geplant und an welchen Stellen man was eingespart hat. Damit du einen Überblick hast, leg dir am besten eine Excel Liste an, die du mit dem Baufortschritt pflegst. Sobald du ein Angebot vorliegen hast, dann wird der Preis der Kostenberechnung gegen den Preis vom Angebot ausgetauscht und du hast die Gesamtsumme immer aktuell vor Augen.
7. Zu knapper Terminplan
Dein Architekt sollte genügend Zeit einplanen und auch einen gewissen Puffer haben. Da ist dein Drängen zwei Monate früher fertig zu werden kontraproduktiv. Wenn man das letzte aus dem Terminplan auspresst, dann kann es sehr schnell nach hinten losgehen. Man hat dann vielleicht auf dem Papier die zwei Monate gekürzt, aber sobald ein Gewerk hintendran ist, ist der Gesamte Terminplan gefährdet. Meistens hast du gewisse Fristen, bei deiner alten Wohnung, wenn du diese kündigst. Deshalb sollte dein Terminplan so gestaltet sein, dass du am Ende nicht auf dem Estrich schlafen musst (alles schon vorgekommen).
8. Zu wenig Angebote der Firmen
Dein Architekt sollte immer mindestens drei am besten vier Angebote vorliegen haben pro Gewerk. Wurden fünf Firmen angefragt, aber es geben nur zwei ein Angebot ab, so müssen weitere Firmen angefragt werden. Je weniger Angebote oder Teilnehmer an einer Ausschreibung man hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du mehr zahlen wirst als nötig. Vier Angebote sehe ich dabei aber völlig ausreichend. Man muss es ja nicht übertreiben. Es sollten also immer 3-4 Angebote dabei sein. Dazu hast du noch den Preis aus der Kostenberechnung von deinem Architekten und damit hast du dann eine gute Grundlage um eine Entscheidung zu treffen.
9. Gewerke und Witterung passen nicht zusammen
In der Regel erstellt dein Architekt einen Terminplan und berücksichtigt dabei welche Gewerke zu welcher Jahreszeit ausgeführt werden. So kann ein Rohbau im Winter nur mit Verzögerungen durch die Witterung entstehen. Weil das Mauern oder das Betonieren bei unter -5°C nicht stattfinden darf. Dagegen können in der gleichen Zeit sehr gut die Trockenbauarbeiten stattfinden, denn für den Trockenbau müssen das Dach und die Fenster bereits fertiggestellt sein. Dann können dir die -5°C auch nichts mehr anhaben.
Es kann natürlich vorkommen, dass es nicht genau passt, aber die groben Fehler sollte euer Architekt eigentlich vermeiden. Hiermit hast du zumindest ein Anhaltspunkt worauf du bei einem Terminplan achten solltest.
10. Keine Einbeziehung von Puffer
Die Bauherren kürzen gerne den Puffer für Unvorhersehbares aus der Kostenberechnung. Ein fataler Fehler, den du bitte nicht machst. Der Puffer sollte auch groß genug sein. Ich empfehle dir mindestens 7%-8% der Gesamtkosten anzunehmen. Wichtig: nicht der Bauwerkskosten, sondern der Gesamtkosten. Sind es bei dir also 650.000€ die dir die Bank finanziert und du hast noch 150.000€ Eigenkapital, dann sollte dein Puffer mindestens 60.000€ sein. Diesen Puffer haltest du auch möglichst lange aufrecht. Am Besten bis zum Schluss. Am Ende kannst du dann 50.000€ bei der Bank sondertilgen, hast noch 5.000€ für ein Familienurlaub, 4.000€ mehr für die Möbel und für die restlichen 1.000€ machst du eine große Party bei der alle kommen können, die beteiligt waren – das ist doch mal ein super Abschluss zum Projekt Eigenheim.
Also nochmal kurz die 10 Ursachen für Mehrkosten zusammengefasst:
- Baupreisindex
- Zerstörung durch höhere Gewalt
- Unentschiedenheit des Bauherren
- Meinungsänderung des Bauherren
- Qualitätserhöhung durch den Bauherren
- Keine Kostenkontrolle der Gesamtkosten
- Zu knapper Terminplan
- Zu wenig Angebote der Firmen
- Gewerke und Witterung passen nicht zusammen
- Keine Einbeziehung von Puffer
Wenn du dazu noch Fragen zu den einzelnen Punkten hast, dann schreib mir einfach: info@bauherr-werden.de oder unten in die Kommentare.
Ich wünsche dir noch viel Erfolg bei deinem Projekt Eigenheim und immer daran denken, um Bauherr zu werden, schau rein bei bauherr-werden.
Dein Maxim